Buchempfehlung  Caramel Architekten, Martin Haller

Titel: A Pattern Language – Eine Muster Sprache
Städte – Gebäude – Konstruktion

Autoren: Christopher Alexander – Sara Ishikawa – Murray Silverstein mit Max Jacobson – Ingrid F. King – Shlomo Angel

Herausgegeben in deutscher Fassung von Hermann Czech
Löcker Verlag

Originalausgabe 1977
Deutsche Ausgabe 1995

1272 Seiten

Erst nach Beendigung meines Architekturstudiums entdeckte ich das Buch Pattern Language von Christopher Alexander und war völlig überwältigt, wie ein 20 Jahre altes Buch immer noch visionärer und allumfassender als alles bisher zum Thema Architektur Gelesene sein kann. Im Format und mit seinen 1272 dünnen und in kleiner Schrift gedruckten Seiten ähnelt das Buch schon rein optisch sehr an die Bibel. Dieser Eindruck einer Bibel der Architektur, die für alle Belange von „Die Verteilung der Städte“ bis zu „Fugen im Pflaster“ klare Planungsmuster als Teil eines Gesamtmusters vorgibt, verstärkt sich beim ersten Durchblättern durch den gleichbleibend strikten Aufbau der Kapitel in: Archetypisches Bild – These des Musters – Problembeschreibung der Istsituation – Lösung als Muster mit Verknüpfung zu anderen Mustern. Zweifellos kann man „Pattern Language“ wie eine „wahre“ Handlungsanleitung für alle Planungsbereiche der Architektur lesen, aber man kann auch – und darin liegt für mich der andauernde Reiz des Buches – die stets soziologisch geprägten Anleitungen der einzelnen Kapitel mit Ihrem Anspruch auf positive Veränderung der Gesellschaft durch die Planer als Anreiz zur eigenen Anmaßung sehen. Warum nicht daran glauben, als Planer allumfassend positiven Einfluss auf die Entwicklung der Gemeinschaft nehmen zu können? Anregungen dazu liefert das Buch in jedem Kapitel, wie z.B. mit Muster 18 „Netzwerk des Lernens: Statt der Schulausbildung an einem festen Ort bau Stück für Stück Elemente ein, die den Lernprozess dezentralisieren (…) Fasse alle diese Situationen als Rückgrat des Lernprozesses auf (…) und gib sie zusammengefasst als den „Lehrplan“ der Stadt heraus“  oder mit Muster 41 „Gemeinschaft von Arbeitsstätten: Wenn einem jemand sagt wo er „lebt“, meint er immer sein Haus oder die Nachbarschaft, in der dieses Haus ist (…). Die Folgerung ist ganz einfach. Die Menschen unserer Kultur glauben, dass sie in der Arbeit weniger lebendig sind als zu Hause (…). Warum sollen wir eine Welt akzeptieren, in der wir acht Stunden am Tag „tot“ sind? Warum schaffen wir nicht eine Welt, in der unsere Arbeit ebenso Teil des Lebens, ebenso lebendig ist wie alles, was wir zu Hause mit unserer Familie und unseren Freunden tun?“.

Diese soziokulturellen Visionen haben immer noch Ihre Gültigkeit und sind immer noch nur teilweise umgesetzt.