„Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave“ –Nietzsche

Egal, ob es um Sklaverei ging, wie im Fall des deutschen Wortes “Arbeit”, das (so wie “Armut”)  auf das germanische “arba” (Knecht) zurückgeht, oder um Qual, wie in dem englischen Wort “Labor”, das übrigens, genauso wie das französische „Travail“ , die gleiche Bedeutung  hat wie Wehen, es ist erst seit kurzem so, dass die Arbeit ihren herabsetzenden Sinn verloren hat. Inzwischen, vielleicht um Nietzsches Spruch entgegenzuwirken, und, weil wir mindestens ein Drittel unseres Tages mit der Arbeit verbringen, spielt sie eine total neue Rolle, die mit  Selbstverwirklichung und sogar mit Sinnerfüllung zu tun hat, denn irgendwie scheint die Suche nach dem Traumberuf mittlerweile genauso wichtig zu sein,  wie die Suche nach dem Traumpartner.

Als ich bei meinem Bewerbungsgespräch das Caramel Büro zum ersten Mal sah, war ich begeistert und ein bisschen skeptisch zugleich.  Wie jeder interessierte fand ich sofort sowohl die Sichtbetondecken, als auch die flauschige schwarze Koje (in der mein Interview statt fand) total cool, die Rutsche und der Tischtennistisch wirkten aber fast ein bisschen zu google-isch, irgendwie “too good to be true”. Als ich dann hier angefangen habe, war es war für mich  ziemlich  merkwürdig zu sehen, dass es tatsächlich Leute, die Ping Pong spielten, gab, oder die riesige Mengen von Essen in der Mittagspause kochten, oder die einfach am Abend noch im Büro rumhingen um ein Bier zu trinken. Die grösste Überraschung kam allerdings mit der Erkenntnis, dass die “Caramellos” in der Tat glücklich mit ihren Job sind.

Ich bin davon überzeugt, dass Raum unser Verhalten beeinflusst und dass schlecht entworfene Architektur uns sehr unglücklich machen kann.  Das caramel Office aber funktioniert ganz gut, als Hintergrund für ein sehr kreatives Team, es fühlt sich als ein angehnemer Ort zum Arbeiten an. Deshalb habe ich mich entschieden, es unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, was das Rezept ausmacht.

Ich bin zu ein paar wichtige Zutaten gekommen:

1.Der Tisch
Obwohl es einige Tische in den Büro gibt, wie den Tischtennis- uns Besprechungstisch oder den Küchentisch, der wichtigste Tisch bleibt der, der sich durch der Arbeitsraum oben schlängelt und rund 15 Arbeitsplätze ermöglicht. Fast alle Caramellos sitzen auf dem selben Tisch und sind „Bank Kollegen“, darunter auch Uli, Martin oder Günter. Es gibt keine unterschiedliche Qualitäten der Arbeitsplätze, kein überwachenden Chefbüros und keine geschlossenen Türen … und das gibt einem das Gefühl, dass  jeder gleich geschätzt ist.  Hierarchie wird hier gar nicht aufgezwungen, sondern entsteht selbstbestimmt durch gegenseitigen Respekt. Projekte und Problemen werden ganz demokratisch an diesem Tisch diskutiert,  denn nur durch verschiedenen Perspektiven und mehrere Standpunkten können kreative Ideen auftauchen .

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2.Nicht nur Open Space
Grossraumbüros können ziemlich leicht zu ein Albtraum warden, hauptsachlich wenn sie zu gross und zu laut oder zu leise sind. In Ermangelung von Privatsphäre verstecken die Leute sich unter Kopfhörer und das endet im genauen Gegenteil der zuerst gewünschten kommunikativen Atmosphäre. Der Open Space im Caramel Büro ist aber nicht überdimensional und es ist nicht nur ein Open Space. Ergänzt mit eine Reihe von Räume, die verschiedenen Grade der Intimität bieten, wird der Grossraum durch unsichtbare Mittel verteilt und strukturiert. Es gibt die Besprechungsräume die durch transparente Fleischervorhänge akustisch getrennt sind, dann die kleinere dunklen Kojen für one-on–one Diskussionen und letztendlich die versteckte Schlafzone, wo man einfach und ganz allein in der abgehängten Decke verschwinden kann. Der einzige Raum, wo man wirklich hinter ein Tür steckt ist das Klo, die Offenheit ist bewusst kontrolliert und gegliedert.

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3.Die Küche
Es klingt vielleicht seltsam, dass bei einen Büro die Küche eine zentrale Rolle spielt, aber in diesen Fall geht es um viel mehr als ein Funktionsfläche. Die Küche ist wie ein richtiger „melting pot“ , ein Gemeinschaftsraum, der die Leute zusammen bringt, schon wieder an einen genügend grossen Tisch, aber diesmal ohne den Computer, in eine sehr familiären, unkomplizierten Atmosphäre: morgens beim Kaffee, mittags fürs Kochen und abends bei Bier und Musik. Es ist ein Raum der Freundschaften verknüpft, wo man die Menschen persönlich kennenlernen kann.

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3. Die Brainwash Möglichkeiten
Manchmal, nach stundenlanger Konzentration vor dem Bildschirm, muss man einfach aufstehen und irgendwas ganz anders tun, um die Gedanken wieder auf die Reihe zu kriegen. Hier funktionieren am besten 15 Minuten Tischtennis, aber bei meinem Höhenangst reicht auch der Adrenalinrausch, den ich vom Fenster öffnen kriege, wenn ich ein paar Schritte über das Netz machen muss. Man kann aber auch nach Draussen gehen, sowohl in der Innengarten des Gebäudes oder auch direkt raus rutschen auf die Türkenstrasse und hinaus in der 9 Bezirk.

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5. A Place for People
Last but not least…., das wichtigste Element in die Kombination sind genau die Leute dafür diesen Raum gedacht ist : die Caramellos. Eine nette Community von sehr verschiedenen Persönlichkeiten, und sehr unterschiedlichen Hintergründe.., aber die irgendwie sehr gut zusammenpassen und sich gegenseitig ergänzen.

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